Gestrandeter Pottwal am Zürcher Utoquai sorgt für Aufsehen

20.08.2024 – Ein Pottwal am Zürichsee? Kaum zu glauben, aber genau das sorgt derzeit am Utoquai in Zürich für erstaunte und nachdenkliche Gesichter. Hinter dem irritierenden Anblick steckt eine Kunstaktion, die auf den Schutz der Meere aufmerksam machen will.

Der Pottwal beim Utoquai am Zürichsee.
Beim Utoquai liegt der scheinbar gestrandete Pottwal. © Vanessa Gygax

Seit dem Morgen des 18. August sorgt ein scheinbar gestrandeter Pottwal für Verwirrung am Utoquai in Zürich. «Der Wal hat sich auf der Suche nach kühlerem Wasser verirrt», erklärt einer der Männer, der sich um den Pottwal kümmert. Die Feuerwehr habe den bereits toten Meeressäuger aus dem Ufer des Zürichsees gezogen. 16.5 Meter lang, 4000 Kilogramm schwer – so viel haben sie bereits herausgefunden. «Die grösste Theorie, die wir haben, ist: Die Nordsee ist zu heiss, weshalb der Wal auf der Flucht zu kühleren Gewässern hier gelandet ist», erklärt einer der Forschenden.

Der Kadaver ist abgesperrt und umringt von einer Menschenmenge, die zwischen Fassungslosigkeit und Neugier schwankt. Viele Passant:innen bleiben stehen, schweigen oder reagieren emotional. «Wieso hier? Die Schweiz hat kein Meer», fragt ein Mann mittleren Alters einen der Forscher. Andere posieren vor der Absperrung für ein Foto, während ein Forschungsteam den Wal mit frischem Wasser abspritzt und ihn abmisst. «Wieso machen die denn Wasser auf den Wal – ist der nicht tot?» fragt eine Touristin ihren Mann.

Kunst als Mittel des Klimaaktivismus

Was auf den ersten Blick absurd erscheint, weist auf eine tiefe Problematik hin: Die Bedrohung der Weltmeere durch Umweltverschmutzung, Überfischung und den Klimawandel. Doch keine Sorge – der Wal ist eine täuschend echte Nachbildung, hinter der das ambitionierte belgische Kollektiv «Captain Boomer» steckt. Mit dieser Aktion wollen sie ein Bewusstsein für die Bedrohungen des Lebensraums Ozean schaffen, der auch von der Schweiz verursacht wird.

Dies erreichen sie bei vielen – eine Frau in der Menschenmenge äussert jedoch den Wunsch nach mehr Informationen und fragt: «Warum so wenig Erklärung?». Ihre Tochter entgegnet, dass dies wohl Teil des Konzepts sei: Die Kunstinstallation soll die Menschen zum Nachdenken anregen und sie dazu ermutigen, sich eigenständig mit den Themen auseinanderzusetzen. Diese Reaktion ist tatsächlich beabsichtigt – die Installation will aufrütteln, Emotionen wecken und den Klimawandel greifbar machen.

Mit dieser spektakulären Inszenierung hat das «Captain Boomer Collective» bereits in mehreren Städten Europas für Aufsehen gesorgt. Weitere Informationen zu den Hintergründen dieser Aktion und wie effektiver Klimaaktivismus heute funktionieren kann, erfährst du bald in unserem Interview mit dem Kollektiv.

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